So langsam mache ich mir ein bisschen Sorgen um die USA. Gut, „God’s own country“ hatte in seiner bewegten Geschichte immer mal ein paar Schläge einzustecken. Aber dann kamen die Helden und zimmerten auf den Trümmern der Niederlage eine neue, stärkere und viel bessere Nation. Independence Day, Air Force One, Pearl Harbour…die Liste ist lang. Oft genug holt der Präsident in den Filmen sogar höchstpersönlich die Kastanien aus dem Feuer.
Immer, wenn es Amerika nicht so wirklich gut geht – also alle paar Jahre – wirft Washington seine Propaganda-Maschine in Hollywood an, das Verteidigungsministerium haut noch ein paar Dollar raus und fertig sind zwei Stunden „Yes, we can“. Dann gehen die Amis zufrieden aus dem Kino, haben ihren Helden und glauben wieder an das Gute. Die Zukunft. Baseball. Barbecue. Plötzlich sind die Gläser wieder halbvoll, statt halbleer. Alles amazing.
Das ist genauso bekannt wie besorgniserregend. Denn bisher betrieben die USA ihr cineastisches Massen-Motivationsseminar in überschaubaren Zyklen. Von Superman mal abgesehen, laufen aktuell gleich drei Filme parallel, in denen es Amerikaner schaffen, ihr Land und letztlich auch die Welt zu retten. Brad Pitt spielt in „World War Z“ einen ehemaligen UN-Inspektor, natürlich aus den USA, der die Menschheit davor bewahrt Zombies zu werden. Im Grunde realistischer als die beiden Stars’n’Stripes-Schwulst-Streifen, in denen plötzlich Mr. Präsident zu John Rambo wird. Erst schießen böse Menschen Washington in Klump und Asche und nehmen das Weiße Haus ein, dann kriegt der Präsident eine Knarre in die Hand und regelt zusammen mit einem harten Typen die Sache. „White House Down“ und „Olympus has fallen“. Geschätzt zwei Minuten lang begleitet die Kamera im Abendlicht ein von Kugeln durchsiebtes Sternenbanner, das langsam vom zerschossenen Weißen Haus auf die Erde schwebt – um am Ende wieder auf Ruinen neu gehisst zu werden. Eine Nation am Boden. Und das gleich mehrfach.
Nie war der Schrei nach einem American Hero zwischen New York und L.A. lauter. Dabei gäbe es ja einen Kandidaten. Er heißt Edward Snowden. Mit seinen Enthüllungen über die abhörgeilen Geheimdienste der USA (ja, und Großbritannien) hat er den Menschen einen größeren Dienst erwiesen, als Harrison Ford und Bruce Willis zusammen. Jetzt ist er auf der Flucht und steckt als Staatenloser seit Tagen auf dem Flughafen in Moskau fest. Im Transitbereich und weiß nicht wohin. Fürs große Kino taugt er allerdings nicht. Denn so eine Geschichte wurde bereits verfilmt. Mit Tom Hanks. Terminal.