Doppelsechs. Lange Zeit habe ich bei diesem Wort an nimmersatte Sächsinnen gedacht, die voller Wollust nach dem ersten Beischlaf noch einen zweiten einfordern. Und war eingeschüchtert. Dann fiel mir auf, dass der Begriff vornehmlich beim Fußball verwendet wird. Gut, das schließt das Vorhandensein lüsterner Schönheiten mit Akzent immer noch nicht völlig aus, aber grenzt den Gebrauch und vor allem die Herkunft des Wortes doch einigermaßen ein.
Doppelsechs. Darauf kann nur die Fußballbranche kommen. Dort wo sich die alte Taktikhasen und Trainerfüchse eine gute Nacht wünschen. In der Mathematik würde man einfach „12“ sagen. Aber beim Fußball sind nun mal nur elf Spieler pro Team erlaubt. Außerdem ist der Fan ja schon der 12. Mann – egal ob 12 oder 50.000 Leute im Stadion sind und plörriges Bier trinken.
Die Doppelsechs also. Erst gestern, als die besten der Millionen schweren deutschen Ballstreichler auf den Färöer Inseln eine Bande von Schafshirten und Feierabend-Fußballern glanzvoll mit 3:0 ins Meer gefegt haben, war die Doppelsechs gegenwärtig. Der Mann im Fernsehen jedenfalls sprach von ihr. Und maß ihr eine ungeheure strategische Bedeutung bei, während er die Mannschaftsaufstellung abarbeitete.
Ich kann mich noch erinnern. Früher gab es nur eine sechs – und die hieß meistens Guido Buchwald. Der hatte bis auf einen lichten Moment 1990 als er mit einem Übersteiger die gesamte Fußballwelt und vor allem die Holländer überraschte, nur eine Aufgabe, ok., zwei: hohe Bälle wegköpfen und alles andere kaputtmachen. Und so eine Position soll jetzt beim modernen Spielaufbau so wichtig sein, dass sie gleich zwei Spieler bekleiden? Auf den Färöer war davon jedenfalls nicht viel zu sehen. Das wirkte eher wie ein Werbespot für Doppelherz.