Einunddreißig

Die Spannung im Raum ist mit den Händen zu greifen. Die Luft auch. Schweres Rasierwasser, Spaghetti Bolo und das, was aus dem Mund kommt, wenn sich die Kohlensäure vom fast verdautem Maibock und Grauburgunder löst und ans Licht strebt. Um einen Tisch sitzen Menschen. Männer und Frauen. In der Mitte liegen: Karten. Es wird gezockt. Hart.

Der schwache Schein des matt schimmernden Kronleuchters fängt die Szenerie nur schemenhaft ein. Vielleicht ist aber auch nur eine Kontaktlinse verrutscht. Oder aber am Sprichwort „Bier auf Wein, das lass sein“ ist tatsächlich was dran. Hin oder her: Der Geldstapel auf dem Tisch vor mir verliert seit Stunden dramatisch an Höhe. Das Deo an Wirkung. Nicht mehr lange und ich bin raus. Raus aus dem Spiel. Der Topf im Zentrum quillt beinahe über. Das könnte für eine Weile reichen…Doch auf der Hand nur Kraut und Rüben. Kleine Zahlen. Durcheinander. Ich brauche Asse. Am besten alle. Aber die sind wohl schon alle verteilt. Blicke voller List und Tücke huschen über die schwere Tischplatte. Der alte Mann mit dem sorgfältig zurückgekämmten Silberhaar schnaubt schwer. Die kleine Blonde kichert in sich hinein. Der levantinische Typ mit dem Schnauzer starrt nur vor sich hin. Jeder hält sein Blatt eng am Körper. Ausgebufft oder ausgeblufft? Das ist hier die Frage. Die zweite lautet: Wie bin ich hier bloß reingeraten?

Da. Ein Ass. Plötzlich liegt es vor mir. Gleich hab ich dich. Dann sieht alles wieder besser aus, ich wäre wieder im Rennen…doch dann schlägt Opa zu.
Bube, Zehn, Ass.
31.
Knack.
Ich bin raus.

Spieleabend in der Ferienwohnung.
Immer wieder schön.

 

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