Wer katholisch ist, sein Bekenntnis ernst nimmt und nicht nur als Berechtigung für dramatische Gesten auf dem Fußballplatz betrachtet, muss heute verdammt, pardon, außerordentlich stark sein. Denn Papst Benedikt XVI. wirft hin – den Hirtenstab ins Korn sozusagen.
Nein, er hat aus der Bibel stets richtig zitiert und ist nicht eines Plagiats überführt worden. Aber, wer jetzt vermutet, seine Heiligkeit hätte endlich die Konsequenzen aus den zahlreichen Verfehlungen seiner Amtszeit gezogen, liegt falsch. Nicht die Vergrätzung der Muslime, deren Religion er durchaus verallgemeinernd in die Nähe von Gewalt rückte, nicht die Verweigerung der Ökumene, wobei er den Protestanten regelrecht den Kirchenstatus aberkannte und auch nicht sein zögerlicher Umgang mit den reaktionären Piusbrüdern haben Joseph Ratzinger ins Grübeln gebracht, sondern sein Alter.
Aber gut. Ist ja auch ein Grund. Immerhin 85 Jahre sind auch für Gottes Stellvertreter auf Erden kein Pappenstiel. In einem Alter, wo es sich andere Herren im Pyjama, mit über 60 Jahre jüngeren Frauen und einer Standleitung zu Pfizer in ihrer Villa gemütlich machen, muss Ratzinger noch 1,2 Milliarden Menschen die Richtung vorgeben. Gut, Hugh Hefner ist vielleicht nicht der beste Vergleich. Dennoch: Ich glaube, ungefähr diesen Arbeitseifer des rüstigen Bayers hatte die SPD vor Augen, als sie die Rente mit 67 eingetütet hat.
Natürlich ist jetzt schon eine Debatte um die Nachfolge Ratzingers entstanden. Einige Stimmen raunen bereits durch die Gassen des Vatikan, dass es angesichts der großen Zahl von Christen zwischen Kairo und Kapstadt langsam Zeit sei für einen afrikanischen, einen schwarzen Papst. Aber das würde natürlich auch ein gewisses Maß an zeitgeistlichem Verständnis bei den zuständigen Kardinälen erfordern…
So ganz viel Zeit bleibt der Jury nicht. Wenn Bendikt XVI. am 28. Februar zurückgetreten sein wird, steht Ende März schon Ostern vor der Pforte. Die Zeit drängt. Schließlich haben viele Pilger den Flug nach Rom schon gebucht. Die wollen ihren Segen – und T-Shirts mit dem Konterfei ihres neuen Oberhaupts.
Bleibt nur zu hoffen, dass bei all der Hektik in der Sixtinischen Kapelle nicht plötzlich eine falsche Entscheidung getroffen wird. Ich sehe es schon kommen. Aufgeheizt durch den Konsum sämtlicher Staffeln von „Die Borgias“ wirft Silvio Berlusconi nach verlorener Parlamentswahl in Italien seine Toga ins Konklave. Durch sein Versprechen, die Kirche zu modernisieren, das Zölibat abzuschaffen und mehr Wichskabinen aufzustellen, avanciert er plötzlich zum Favoriten.
Und irgendwas muss er ja schließlich machen… ist doch erst 77.