„Fünf am Tag”, was zunächst nach dem Frauenverschleiß Silvio Berlusconis klingt, hat vielmehr etwas mit unser aller Gesundheit zu tun. Der Slogan „Fünf am Tag”, den auch der Allgemeinmediziner meines Vertrauens predigt, ging mir durch den Kopf, als ich in den vergangenen Tagen zum Fleischverzicht aufgefordert wurde. Schlimme Nachrichten über noch schlimmere Fleischpanscher, Hühnerwämser und Futtermittelvergifter haben einem ja jeden Schweinsbraten verleidet… Und zudem herrscht ja auch noch Fastenzeit. Also höchste Zeit, „Fünf am Tag” mal selbst auszuprobieren. Das heißt, fünf mal am Tag Obst und Gemüse zu sich zu nehmen. In Worten: FÜNF! Ist das überhaupt zu schaffen?
Manchem Kornhaus affinen Zeitgenossen mag vor dem Hintergrund dieser Frage der Bissen Papaya-Tomaten-Salat prustend aus dem Halse schießen. Aber mal im ernst, wem es gelingt, täglich fünf Mal am Tag Obst und Gemüse zu essen, sollte sich wirklich Gedanken um einen Platz auf der Landesliste der Grünen machen oder wenigstens einen Monatsbeitrag bei seiner
Krankenkasse zurückfordern. Denn, die einfache Regel Fünf am Tag zu befolgen ist gar nicht so einfach.
Direkt nach dem ersten Frühstück war ich bereits der Meinung, meinen Soll übererfüllt zu haben. Dann machte mich ein lieber Mensch darauf aufmerksam, dass 13 südafrikanische Weintrauben (die selbstverständlich ganz umweltfreundlich und Co2- neutral von Zugvögeln mitgebracht wurden) im Müsli leider nur ein Fünftel des Tagespensums ausmachten – und der Eiweißshake (Erdbeer-Geschmack) nach dem Sport nicht zähle…. Schade.
Um nun für den Rest des Tages keinen Fehler mehr zu begehen, musste ein Experte eingeschaltet werden. Google. Der bearbeitete meine Suche nach Informationen zu „Fünf am Tag” fast so schnell wie ein Minuten-Steak durch ist und spuckte mir eine Web-Seite aus, die – so ein Zufall – sich http://www.5-am-tag.de schreibt. Dort stehen Tipps für Schüler und Berufstätige, wie sie sich gesund ernähren und für den Einzelhandel, wie er seine Obst- und Gemüseabteilung amtlich pimpt. Wem also in dem Supermarkt um die Ecke bereits ein rot-orange-gelb-grüner Kreis an der Obst- und Gemüsetheke begegnet, der weiß: Der Marktleiter ist auf zack und hier bin ich richtig!
Als Mensch in abhängiger Beschäftigung habe ich natürlich die Seite „5 am Tag Arbeitsplatz” angeklickt. Da ist für jeden was dabei. Zum Beispiel eine junge Frau, Typ Ärztin/Laserwaffen-Entwicklerin/Doping-Jägerin, die mit einem Apfel in der Hand zum Steinobst verführen will, ein Bauarbeiter mit einer Plastik-Banane in seinen Händen, die er wohl beim jüngsten Besuch eines Möbelhauses unauffällig aus der Wohnzimmer-Abteilung hat mitgehen lassen, und zu guter Letzt eine Gruppe junger Grinsekatzen in Anzug und Kostüm, die sich auf die geglückte Wette auf Nahrungsmittel an der Börse erst mal einen Schichtsalat schmecken lässt. Ob man nun, wie die dort abgebildeten Muster-Malocher zur Frucht greift, ist wohl jedem selbst überlassen.
Also ’ran ans Werk und in der Kaffeepause Birne statt Schokolade in den geschundenen Arbeiterkörper hineingezwängt, um wieder zu Kräften zu kommen. Obst Nummer zwei. Abends gab’s dann vorweg Toast Hawaii, danach Ente a l’orange und zum Nachtisch einen leckeren Bratapfel. Puh. Geschafft. Fünf am Tag.
Es war hart, aber es geht.